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Nvidia Shield

Ein paar Wochen lang haben wir nun schon mit dem 2017-er Modell der Nvidia Shield verbracht und wollen es nicht mehr missen.

Nachdem wir neulich im Arcade Hotel in Amsterdam ersten Kontakt mit dem Nvidia Shield TV hatten, wurde es Zeit, die kleine Kiste mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

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Nvidia Shield

Das 2017-er Modell ist der überarbeitete Nachfolger des digitalen Medienplayers aus dem Jahr 2015. Die inneren Werte wurden übernommen (Tegra X1/Android 7.0), weggefallen ist dahingegen der Micro-SD-Slot. Mit den beiden USB 3.0-Anschlüssen ist es aber gut möglich, den Speicher des 16GB-Modells zu erweitern. Außerdem wurde das Design überarbeitet, sodass die Shield nicht größer als ein Taschenbuch ist und mit ihrer schwarzen Polygon-Oberfläche ein bisschen aussieht, wie ein Stealth-Bomber. Die dimmbare grüne LED-Kante erinnert an Microsofts Xbox-Logo und daran erinnert auch der mitgelieferte kabellose Controller. Der ist mit einem Akku ausgestattet und verfügt über das gleiche Tasten- und Farb-Layout, wie das Original. Der Controller liegt gut in der Hand, obwohl die Griffschalen mit den Polygon-Ecken auf den ersten Blick nicht besonders bequem wirken. Neben den üblichen Tasten, Triggern und Sticks bietet der Controller noch ein eingebautes Mikrofon und ein Touch-Pad.

Mit im Lieferumfang ist außerdem eine kleine, schlanke Fernbedienung. Die hat ebenfalls ein eingebautes Mikro und einen Touch-Balken, um einfacher durch Apps zu navigieren oder Google Assistant aufzurufen. Beide Peripherie-Geräte haben neben Bluetooth einen IR-Blaster, mit denen sie auf andere Geräte im heimischen Medien-Center zugreifen können. Es ist schon sehr komfortabel, wenn der Fernseher gleich auf dem richtigen Kanal anspringt (HDMI-CEC), wenn die Shield aufwacht und wir mit der extrem flachen und hochwertigen Fernbedienung die Lautstärke anpassen (egal ob am Fernseher oder am Receiver). Die Form hat jedoch ihren Preis, denn das Gerät bezieht ihren Saft aus Knopfzellen, die ein Jahr lang halten sollen, man muss sich also im Zweifelsfall auf ein neues Batterieformat im Haushalt einstellen. Das Netzteil ist kein klassischer Ziegelstein, sondern der typische kleine Kasten direkt am Stecker. Man könnte seine Shield also auch problemlos mit auf Reisen nehmen. Es wird noch ein USB-/Micro-USB-Kabel mitgeliefert, um den Controller zu laden - ein HDMI-Kabel fehlt jedoch im Lieferumfang.

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Die Shield ist ein kleiner Alleskönner. Apps wie Netflix, Amazon TV, Youtube, Google Play Movies und Kodi können die unterstützten Inhalte in 4K-UHD/HDR abspielen und die kleine Kiste besitzt genug Power, um schnell mit der Fernbedienung durch die Inhalte zu navigieren. Natürlich sind das Funktionen, die manche Smart-TVs und die aktuellen Konsolen ebenfalls beherrschen, doch auf Fernsehgeräten funktioniert das meist nicht so flüssig und die Konsolen machen im Betrieb einfach mehr Lärm (die Shield hört man eigentlich gar nicht). Neben den üblichen Features, wie man sie etwa vom Chromecast kennt, hat die Nvidia-Schild aber noch einiges mehr auf Lager.

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Nvidia ShieldNvidia Shield
Der Controller und die schicke Fernbedienung sind im Lieferumfang enthalten.

Natürlich können Android-Spiele, beispielsweise aus dem Google Play-Store gezockt werden, es gibt aber noch Nvidias Geforce Now-Service - eine Art Netflix für Games. Hier können Spiele einzeln gekauft (in den meisten Fällen erhält man zusätzlich noch einen Steam-Code) oder eine Bibliothek mit ausgewählten Titeln gegen eine monatliche Gebühr gezockt werden und das direkt aus der Cloud - keine ewigen Downloads, keine nervigen Updates. Das Ganze wirkt schon ein bisschen wie die Zukunft des Zockens, auch wenn man dafür eine wirklich solide Internetleitung braucht. Im Arcade Hotel mit der dicken 1GB-Glasfaserleitung war das ein echter Traum in 1080p bei 60 FPS. Mit meiner 16.000-er Leitung war das Resultat eher mittelmäßig, weil sich die Grafik natürlich anpasst.

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Ernsthafte Zocker wird die Spielebibliothek wahrscheinlich nicht unbedingt vom Hocker reißen, denn obwohl tolle Titel dabei sind, ist alles im Grunde schon etwas älter - Spiele wie The Witcher 3: Wild Hunt gehören da noch zu den neueren Titeln. Bei Nvidia wird aber heftig mit den Publishern verhandelt. Warner Bros, Square Enix und 2K sind schon vertreten und Ubisoft kommt in Kürze hinzu. Über weitere Verhandlungen wollte Nvidia verständlicherweise noch nicht sprechen. Diverse Indies aller Couleur sind natürlich auch mit an Bord, wer also die letzten Jahre nicht alles gezockt hat, was ihm in die Finger gekommen ist, kann sich hier schon ordentlich austoben. Der Wireless-Controller der Xbox One S lässt sich im Übrigen einfach über Bluetooth mit der Shield verbinden, wer also einen Bluetooth-fähigen Controller besitzt, kann mit einem Kumpel im lokalen Multiplayer loslegen.

Wer einen PC mit Geforce-Grafikkarte sein eigen nennt, kann unterstützte Spiele über die Shield direkt ins Wohnzimmer auf den Fernseher streamen. Nvidia empfiehlt für maximale Leistung die Verbindung mit einem Ethernet-Kabel, denn natürlich spielt auch hier die Bandbreite eine wichtige Rolle. Das Ganze ist aber wohl auch nicht unbedingt für wettbewerbsorientierte Online-Spiele gedacht, der gemütlichen Runde No Man's Sky oder The Witcher 3: Wild Hunt zum Feierabend steht aber nichts im Wege. Natürlich lassen sich bei einem offenen System wie der Shield mit Apps von Drittanbietern auch nicht unterstützte Titel vom PC aus streamen, wenn man ein wenig Recherche und Fummelarbeit nicht scheut.

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Nvidia ShieldNvidia Shield
. Mit den beiden USB 3.0-Anschlüssen ist es aber gut möglich, den Speicher des 16GB-Modells zu erweitern.

Das offene System ist ein großer Pluspunkt der Shield im Vergleich zu den aktuellen Konsolen. Wer sich in dunkelgraue Zonen traut, kann seine Shield mit Emulatoren und ROMs in eine echte Arcade-Maschine verwandeln und natürlich lassen sich theoretisch auch Maus und Tastatur anschließen. Wer die gesamten Möglichkeiten voll ausnutzen will, braucht natürlich einen Filebrowser/Datei-Explorer, der in dieser Form nicht standardmäßig installiert ist. Insgesamt würde ich mir mehr Anpassungsmöglichkeiten für den Home-Screen und die Apps wünschen. Im Google-Store findet man aber einige Apps, mit denen man sich die Organisation erleichtert.

Auch wenn Android seine Dateien und Prozesse recht gut im Griff hat, fehlt mir eine schnelle Option Apps zu schließen. Umständlich in den Einstellungen nach den Apps zu suchen ist einfach viel zu umständlich und wenn etwa Zattoo im Hintergrund weiterläuft, macht sich das an meiner Internet-Performance im restlichen Haushalt bemerkbar. Ähnliches gilt auch für die Option die Shield in den Schlafmodus zu schicken. Ich will die Möglichkeit haben das Gerät richtig auszuschalten und zwar ohne den Stecker ziehen zu müssen.

Um die wirklich vielen Möglichkeiten der Shield zu nutzen, braucht man schon eine sehr solide Internet-Verbindung, gerne noch einen 4K-Fernseher und einen PC mit Geforce-Grafikkarte. Natürlich ist dann vermutlich der Haushalt längst so ausgestattet, dass man viele der Möglichkeiten, die die Shield bietet, eigentlich nicht mehr braucht. Nach ein paar Wochen mit der Konsole möchte ich das Teil trotzdem nicht mehr missen, auch wenn ich vermutlich nur ein Drittel der Optionen nutze. Dieses feine Gadget ist so leise und schnell, dass es mit der schlanken Fernbedienung sofort zu meinem bevorzugten Media-Streamer geworden ist. Cloud-Gaming funktioniert mit angemessener Internetverbindung großartig und die Spielebibliothek wird immer größer. Außerdem gibt es bei Nvidia konkrete Pläne, das Gerät durch zusätzliche Peripherie in eine Smart-Home-Zentrale zu verwandeln. Der Preis von knapp 220 Euro für die 16GB-Version der Nvidia Shield ist stolz, aber fair. Die Shield ist eines dieser Elektronik-Gadgets von denen man gar nicht wusste, dass man sie braucht.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
leise, schnell und klein; offenes Android-Betriebssystem: unterstützt UHD/HDR bei den großen Streaming-Diensten; Controller und Fernbedienung mitgeliefert.
-
eingeschränkte Spielebibliothek (zumindest bei den AAA-Titeln); App-Management; fehlender Power-Button.
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